In der Basilika werden in den Jahren 2024/25 größere Baumaßnahmen druchgeführt.
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Als drittgrößter Wallfahrtsort zum abendländischen Mönchsvater Benedikt von Nursia in Europa kommt der Basilika St. Benedikt Benediktbeuern große Bedeutung zu. Die Armreliquie des Hl. Benedikts, die Speiche des rechten Unterarms, die nach Traditionszeugnissen Karl der Große kurz vor 800 dem Kloster geschenkt hat, ließ Benediktbeuern neben Monte Casino und St. Benoit sur Loire zum wichtigsten Wallfahrtsort des Patrons Europas werden. Papst Paul VI. erhob 1973 die Kirche zur Päpstlichen Basilika minor.
Geschichtlicher Abriss
Die Anfänge des Klosters liegen um 739. Damals weihte der Überlieferung nach der Hl. Bonifatius die erste Kirche, die an dieser Stelle errichtet wurde. Das Benediktinerkloster Benediktbeuern entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem der bedeutendsten Missions- und Kulturstätten Oberbayerns.
Das heutige Bauwerk ist das fünfte Gotteshaus, das an dieser Stelle steht. Unter dem Abt Plazidus Mayr wurde die Basilika im 17. Jahrhundert als Klosterkirche der Benediktinerabtei erbaut. Unter der Leitung von Kaspar Feichtmayr wurden von 1672 bis 1681 die Türme und die Sakristei erbaut, im Anschluss daran wurde von 1681 bis 1686 das übrige Gotteshaus errichtet und am 21.10.1686 geweiht. Sie ist die erste Kirche Deutschlands, die in ihrem Innern alle charakteristischen Merkmale des Hochbarocks vereinigt. Nur außen zeigt sie noch Frühbarock.
Mit der Auflösung und Enteignung des Klosters durch den bayerischen Staat im Rahmen der Säkularisation im Jahre 1803 wurde aus der Klosterkirche die Pfarrkirche der Pfarrei St. Benedikt Benediktbeuern mit Bichl. Eine gründliche Renovierung erfolgte von 1962 bis 1973.
Innenraumgestaltung
Der strenge, querschifflose und vereinheitlichte Innenraum hat einen wenig eingezogenen Chor mit geradem Abschluss. Das Kirchenschiff ist 18 Meter hoch und 26 Meter breit. Sechs tiefe Wandpfeiler mit doppelten Pilastervorlagen tragen zusammen mit den Arkaden- und Emporengewölben das durch Gurtbögen unterteilte, 18 m hohe Stichkappengewölbe.
Die differenzierte, helle bis weiße Tönung der Flächen entspricht einem von Italien ausgehenden, architektonisch-ästhetischen Ideal im Dienste eines ganzheitlichen Raumerlebnisses. Frei angetragener, hochbarocker, vielfältiger und teilweise noch schwerer Stuck austro-italienischer Art schmückt Gewölbe und Wandfelder. Beim dekorativen Stuck fällt die Vielzahl der Motive auf: Blumen. Früchte, Obst- und Gemüsesorten. Dahinter steckt der Gedanke des Gotteslobes der Schöpfung. Noch auffallender ist die Vielzahl der kräftigen Stuckplastiken: die Apostel mit Christus und Maria über dem Kranzgesims, dann die Symbolgestalten der Eigenschaften Gottes abwechselnd mit Engeln über den korbbogigen Arkaden.
Wichtig und charakteristisch sind die großen Deckenbilder, die ersten bekannten Arbeiten dieser Art von Georg Asam. In ihnen kommt die in Italien entwickelte Illusionsmalerei in Bayern erstmals zur Anwendung. (In Benediktbeuern beginnt der Aufstieg der Familie Asam. Hier wurde auch Cosmas Damian Asam 1686 geboren.) Die Deckenbilder stellen im Sinne des Tridentinischen Konzils als christologischer Zyklus die Heilsgeschichte mit Herrlichkeitsszenen aus dem Leben und Wirken unseres Herrn Jesu Christi heraus: (von vorne) Geburt, Taufe, Verklärung, Auferstehung, Himmelfahrt Christi, Pfingsten, Wiederkunft Christi am Ende der Zeit.
Ausstattung des Chorraumes
Die Uhr in der Kirche an gut sichtbarer Stelle am Chorbogen oder über dem Hochaltar hat in der Barockkirche eine spirituelle Bedeutung. Sie weist auf die Vergänglichkeit unseres Lebens hin.
Das Altarbild von Martin Knoller 1788 zeigt oben die Dreifaltigkeit (das Jesuskind in solchem Zusammenhang ist selten), links Maria, rechts unten den Kirchenpatron St. Benedikt. Die zweite Taube in der Mitte bedeutet die Seele der hl. Scholastika, die in den Himmel eingeht. Nach Gregor d. Gr. ist es die Vision Benedikts vom Tode seiner Schwester.
Die Stuckplastik links vom Hauptaltar stellt den hl. Bonifatius, den Mitbegründer Benediktbeuerns, und rechts den hl. Bischof Ulrich von Augsburg, den Wohltäter des Klosters, dar. In den Medaillons darüber kommen der hl. Bernhard von Clairvaux und die hl. Scholastika vor.
Die oberen Fenster neben dem Altar verbinden den Kirchenraum mit dem Psallierchor. Dieser quadratische Raum über der von Kaspar Feichtmayr 1673 erneuerten Sakristei besitzt eine noch gotisierende Stichkappendecke mit Frühbarockstuck von Kaspar Feichtmayr und einen seltenen kunstmarmornen Steinboden des 17. Jh. In der Sakristei darunter steht ein großes, mit guten Einlegearbeiten verziertes Schrankwerk um 1660.
Unter dem Volksaltar von Hans Wächter (1973), Kempten, befinden sich ein barockes Pilasterkapitell aus dem Kloster Monte Cassino und ein Fragment mit langobardischem Flechtornament von Benediktbeuern aus dem 8. Jahrhundert. An dieser Stätte wird an besonderen Festtagen die Armreliquie des hl. Benedikt, die Karl d. Gr. dem Kloster geschenkt hat, ausgestellt.
Weitere Ausstattung
Im Scheitel des Chorbogens steht das Wappen von Benediktbeuern. Die gekreuzten Abtsstäbe bedeuten das Doppelkloster Benediktbeuern. Das zugehörige Frauenkloster befand sich früher in Kochel und später bis ins 14. Jahrhundert in Benediktbeuern. Das zweite Wappen bezieht sich auf den Bauherrn der Kirche, Abt Plazidus Mayr (1671 -1689), mit dem Phönix als Symbol.
Die hoch ansteigende, gut proportionierte Kanzel auf der rechten Seite mit ihrem dunklen Ebenholzton, mit den kleinen, strengen Figuren und mit den vergoldeten Ranken weist noch frühbarocken Charakter auf. Am Kanzelkorb sind die vier Evangelisten, Christus und Maria (?), am turmartigen Kanzeldeckel die vier abend- und die vier morgenländischen Kirchenväter, ganz oben der hl. Benedikt, dargestellt.
Auf der Musikempore befindet sich eine mittelgroße Barockorgel von Jos. Christoph Egedacher aus der Bauzeit der Kirche mit 35 Registern. Ihr Prospekt wurde im 18. Jh. etwas verändert.
Im Durchgang zum Westkreuzgang steht seit 1972 der Marmorsarkophag mit den Gebeinen der drei Stifter von Benediktbeuern, Lantfried, Waldram und Eliland. Ihre Porträts darüber malte Georg Asam nach Jan Polack, ebenso jene an der Brüstung der Orgelempore.
Der Altar des hl. Grabes birgt eine bedeutende Christusfigur, vermutlich von Franz Stainhardt d. Ä., Weilheim, ca. 1670/80. Das Fresko hinter dem Altar der Schmerzensmutter stammt von Joh. B. Zimmermann als Teil einer früheren Altargestaltung. Den klassizistischen Altar wie auch den stilistisch gleichen Portalrahmen der Leonhardskapelle gegenüber schuf Franz Edmund Doll, Wessobrunn, 1791.
Gottesdienste
In der Sommerzeit (von Palmsonntag bis Anfang November) feiert die Pfarrei ihren Hauptgottesdienst in der Basilika am Sonntag um 10 Uhr. Da der Kirchenraum aus Denkmalschutzgründen nicht beheizbar ist, wird in der Basilika im Winter nur in Ausnahmenfällen Gottesdienst gefeiert.
Nähere Informationen finden sie im Kirchenanzeiger.
1 Hauptaltar
2 Sakramentskapelle, ehem. Marienkapelle
3 Katharinenkapelle
4 Dreikönigskapelle
5 Kreuzkapelle
6 Nördlicher Durchgang
7 Leonhardikapelle
8 Fresken unter der Orgelempore
9 Altar des heiligen Grabes
10 Südlicher Durchgang zum Kreuzgang
11Antoniuskapelle
12 Sebastianskapelle
13Schutzengelkapelle
14 Josefskapelle
15 Sakristei
16 Anastasiakapelle